Haus Reddersen Im
Februar 1896 gründeten verschiedene "gemeinnützige
Männer" unter Vorsitz von Heinrich Otto Reddersen den
"Verein für die Bremische Idiotenanstalt, um eine Lücke
in der Reihe der bremischen Wohltätigkeitsanstalten zu füllen. Im
Vorstand des Vereins saßen neben Reddersen u.A. der Bremer Senator
Hermann Hildebrandt , der Direktor der Krankenanstalten in der St.
Jürgen-Str. Dr. Johann Stoevesandt und der Pastor J. Fr. Iken. Die
Einrichtung wurde als Zentralbau mit Nebengebäuden geplant. Das
Haupthaus bot Platz für die Unterbringung von 60 Personen; Neben den
Wirtschaftsräumen und den Schlafsälen war es mit Badeeinrichtungen,
Handarbeitsräumen, einer Turnhalle und einer Veranda
ausgestattet; eine extra Pflegestation bestand aus je einem Schlafraum
für Jungen und Mädchen, einem Zimmer für die Pflegerin und einem
extra Badezimmer. Die Geschlechter wurden streng getrennt. Im ersten
Stockwerk wohnten die Mädchen, im zweiten die Jungen mit Wärter-,
Unterrichts-, Wasch- und Wäschezimmern sowie Toiletten. Für
den Anstaltsleiter war eine Dienstwohnung im zweiten Stock vorgesehen;
auf dem Boden befanden sich die Schlafräume des
Dienstpersonals. Vierzig Jahre
später stand die Einrichtung während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft
vor ihrer Auflösung. 1934 wurde das Haus Reddersen in das
Programm der Zwangssterilisierung einbezogen; 1937 konnte die
Übernahme durch die NSV abwendet
werden. 1939 wurde das haus vom staatlichen Gesundheitsamt
beschlagnahmt. Die im Haus untergebrachten Kinder und Jugendlichen
wurden auf einen LKW geladen und in
andere Einrichtungen deportiert, in denen viele von ihnen, körperlich
und seelisch vernachlässigt, starben. Das Personal, die Einrichtung und einige wenige Insassen wurden dem St.-Joseph-Stift als Hilfskrankenhaus zugewiesen, das mit 50-80 Betten als Ausweichkrankenhaus genutzt wurde. In der Turnhalle wurde eine Kapelle für die Schwestern und die katholischen Patienten eingerichtet. 1944 wurde das Haus Reddersen für die Unterbringung erkrankter Fremd- und Zwangsarbeiter aus 25 Bremer Arbeitslagern, unter anderem dem Lager Achterstraße, genutzt. Nach dem Ende des Krieges wurde das Haus vor allem für alliierte zivile Patienten genutzt. Nach der Verlegung der Ausländer nach Farge lehnt der Direktor des St.-Joseph-Stifts die Nutzung ab, da der Zustand des Gebäudes zu schlecht gewesen sei. 1947 bezogen PatientInnen der "Klinik für Haut- und geschlechtskranke" das Gebäude, das nun "Klinik Horn" genannt wurde. 1951 wurde die "Klinik Horn" eine Abteilung der städtischen Nervenklinik die hier LangzeitpatientInnen unterbrachte. 1955 wurde das Haus von der Stadtgemeinde erworben, die es bis Ende der 70er Jahre als Station für männliche Pflegefälle nutzte. Am
30. Januar 1978
wurde das "Haus Reddersen" abgerissen; an seiner Stelle
wurden zwei Altenheime gebaut (1978? und 2008); heute erinnern an
dieser Stelle in den Fußweg eingelassene Stolpersteine an das
Schicksal von 7 Insassen während des Nationalsozialismus, ebenso wie die in unmittelbarer
Nachbarschaft nach dem Gründer des Hauses benannte "Reddersenstraße", |
(1) Bundesarchiv, All. Proz. 7., FC 1813 Gerda Engelbracht, Das Haus Reddersen, Donat Verlag Bremen, 1995 (www.kulturkonzepte-bremen.de) |
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