Achterstraße

Im Gegensatz zur Vorstraße lag die Achterstraße von der Leher Feldmark (nördlich der Vorstraße) hinter "achter" den an der Vorstraße gelegenen Höfen.  So hießen auch die Felder, die südlich der Vorstraße bis zur Acherstraße verliefen die "Achterkämpen"Ursprünglich verlief die Achterstraße vom Kuhgrabenweg bis zum Schorf und schloss die heutige Berckstraße ein. 
C. A. Heineken urteilte, dass auf die Achterstraße das gleiche wie auf so viele öffentliche Wege in Bremen zutreffe: sie liegt an der niedridrigsten Stelle, die zu nichts sonst zu gebrauchen ist. Sie stand fast das ganze Jahr wegen der neben der Achterstraße fließenden kleinen Wümme unter Wasser, das in der Gegend der Horner Pfarre (Gemeindehaus Berckstraße) oft über die Achsen der durchfahrenden Wagen lief. Im Volksmund hatte sie dann noch lange Zeit den Namen "Wasserstraße". 1794 wurde der östliche Teil der Achterstraße auf Betreiben das Senators H. Berck erhöht und trocken gelegt; dieser teil heißt nunmehr Berckstraße. Ein weiterer Teil der Achterstraße, der in Erinnerung an diese alte Zeit "in der Furt" genannt wurde, wird heute vom nördlichen Teil der Riensberger Straße gebildet. 

Vor- un Achterstraat

Disse afsonnerlichen Namens fallt jeden op, de dörch Horn spazeern geiht oder na Horn vertrecken deit. Wo „vor" un wo „achter"? ward denn fraagt. Beide Straten fangt in Horn an un loopt öber l km lang na'n Kohgraben to, dörch dat flache Wischland hendörch, jümmer blangen enanner her, „parallel" heet dat in de Geometrie. Op de Kämpe dartwischen graast de Köh, aber de kiekt bold mit den Kopp, bold mit den Steert na de een oder de anner Straat; na jem hebbt de Straten ären Namen säker nich krägen. (mehr:)

 

Mülldeponie / Barackenlager

Auf dem Gelände der Bremer Entsorgungsbetriebe (Recycling-Station Horn)  befand sich bis in die sechziger Jahre ein Barackenlager. Während der Krieges wurde es als Lager für Zwangsarbeiter genutzt, die aus verschiedenen Ländern deportiert, in Bremer Betrieben, vor allem in Rüstungsbetrieben arbeiteten mussten. 

Nach Angaben der Geheimen Staatspolizei befanden sich  im April 1944 137 männliche und 4 weibliche "französische Zivilarbeiter in dem Lager, außerdem waren auch Holländer und Russen untergebracht (vgl. Dehning). Nach Zeitzeugenberichten bekamen die Russen weniger zu essen als die andern Bewohner. Zur Aufbesserung der Essenrationen wurde von den Arbeitern Holzspielzeug hergestellt (Dreiteilige Holz-Dackel auf Rädern). Für die medizinische Versorgung stand eine  Sanitätsbaracke zur Verfügung. Ein französischer Sanitäter musste von der Schwachhauser Ring-Apotheke Medikamente besorgen.
Ein weiteres Lager befand sich in der Riensberger Str. (DAF-Lager III). 

Nach dem Kriege wurde das Barackenlager als Auffanglager für ausgebombte Bremer Familien und Flüchtlinge genutzt. Auf dem Gelände zwischen der Riensberger- und der Achterstraße standen insgesamt 8 Holzbaracken; jede Baracke bestand aus einem einzigen Raum. Nach dem Kriege wurde eine Baracke abgerissen. Aus den Holzwänden wurden Trennwände für die verbliebenen Baracken gebaut. 
So entstanden in jeder Baracke 8 "Wohnungen" mit jeweils zwei  Räumen, in denen jeweils eine Familie mit in der Regel 6-8 Personen lebte. Nach dem Einbau der Trennwände wurden die "Wohnungen"  in den Baracken nacheinander für zwei Tage vergast um Ungeziefer abzutöten. Die Bewohner mussten in dieser Zeit in der Turnhalle der Horner Schule nächtigen.

Das Lager in einer Luftaufnahme 1951

Das Lager in einer Luftaufnahme 1962

Das Lager in der Achterstraße während
der Abbrucharbeiten 1963 

In den Baracken gab es zunächst weder Heizungen noch Kochgelegenheiten. Die Bewohner holten sich von der Mülldeponie hinter dem Lager leere amerikanische Konservendosen, in denen sie vor den Baracken auf Steinen das Essen kochten. Brennmaterial musste organisiert werden; hierfür wurden ausgewechselte Bahnschwellen der Hamburger Bahnlinie verwendet oder die Kohlen wurden von den umliegenden Kohledeponien der amerikanischen Streitkräfte organisiert. Auch Fensterglas für die nur notdürftig mit Pappe abgedichteten zerstörten Fenster wurde auf diese Weise besorgt.
"Die Amerikaner waren in der Elsa-Brandström-Straße einquartiert. Für die zerstörten Fenster bekamen sie neue Glasscheiben geliefert, die hinter den Häusern abgelegt waren. Während vorne einer klingelte holten wir uns aus den Gärten die Scheiben, um sie in die Baracken einzubauen." G. Sturm, der 1945 als Kind im Lager gelebt hatte.

Sanitäre Anlagen gab es in den "Wohnungen" nicht. Wasser musste in Eimern von einer Pumpe in der Mitte der Barackensiedlung geholt werden. Die "Toiletten" befanden sich in einer Extra-Baracke, nur unterteilt für männliche und weibliche Bewohner, Einzelabtrennungen gab es nicht. 

Eine "Besonderheit" war die Sanitätsbaracke: Sie war aus Stein und viel komfortabler und hatte sogar den Komfort eines Wasseranschlusses.

Sobald eine Familie einen besseren Wohnraum gefunden hatte, verließ sie das Lager und andere Familien rückten nach. Mit dem Beginn des Wirtschaftswachstums nach der Währungsreform 1948 wurde das Lager immer mehr zum Anachronismus und wurde auch als Elendslager bezeichnet. Zurück blieben nur die Familien, die nicht in der Lage waren anderweitig angemessenen Wohnraum zu beziehen. Das Lager wurde immer mehr zum sozialen Brennpunkt in Horn. 1960 wurde noch einmal kontrovers über die Zukunft des Lagers diskutiert. Während von einer Seite angeregt wurde als Hilfe für die Lagerkinder einen Kinderhort einzurichten wurde von anderer Seite der sofortige Abriss des Lagers gefordert. 


Kinderhort für Lager Riensberger Straße?  

Die Behandlung der Frage, ob im Barackenlager Riensberger Straße eine weitere Baracke aufgestellt werden solle, die einen Kinderhort aufnehmen soll, ergab im Beirat des Ortsamts Horn-Lehe eine längere Aussprache. Zwei Fragen waren es, die im Wesentlichen die Diskussion leiteten. Mehr:


"Unser Horn" Okt. 1960

Adolf Könsen, Amtsvorsteher:

Stufenweiser Abbau des Lagers Riensberg

Es darf mit Gewissheit damit gerechnet werden, dass das Lager Riensberg in den nächsten 4 bis 5 Jahren stufenweise abgebaut wird. Mehr:

 "Unser Horn" Nov. 1960

Das heiße Eisen

Nach Veröffentlichung des Artikels über den geplanten Kinderhort für das Lager Riensberger Straße („Unser Horn", Ausgabe Oktober) sind zahlreiche Leserzuschriften eingegangen, die fast ohne Ausnahme energisch die schnellste Beseitigung des Elendslagers an der Riensberger Straße fordern. So berechtigt diese Forde­rungen natürlich sind, so fehlte in allen Zu­schriften auch nur der geringste Hinweis, wie das „Problem Lager" zu lösen wäre. Eine einzige Zuschrift nur befasst sich mit dem „Problem Mensch". Mehr:

1962
Im Frühjahr verkündet Ortsamtsleiter Könsen die schrittweise Räumung des Lagers (Bericht).

1963 sollen die letzten 22 Familien in anderen Wohnungen untergebracht werden (Jahresbericht des OAL in Unser Horn Jg. 9 Nr. 2). Anschließend  wurde das Lager 1963 endgültig abgerissen. 

Bahnübergang


1936 (?) , 1989, (Photos: G. Barenburg, H. W. Ellerbrock)

Kaemena-Wiese (Millstätter Straße)

1992 soll die sogenannte Kaemena-Wiese zwischen dem Berufsbildungswerk und dem Helmer bebaut werden. Die Bebauungsdichte und die Gebäudehöhe rufen die Anwohner auf den Plan.
                                                                                                                  Weser-Kurier 12.2.92


1970, 2006, (Photos: E. Blindow, M.Koppel)

Rechenzentrum
Im März 1973 beschließt die Deputation den Bau des Rechenzentrums, die Kosten werden auf 18,8 Mio. DM veranschlagt. Anfang 1974 wird es in Betrieb genommen. 2008/09 verkauft an die Uni, entkernt.


1970/1973/1999 (Photos: E. Blindow/OR 12/73/T. Zuttermeister)

Straßenbahnübergang

Bootshäuser (z.T. Schwachhausen)


(Foto: E. Behrens 50er?)