Funk-Theater
Radio Bremen
Die
Wiedergeburt des Bremer Rundfunks nach dem zweiten Weltkrieg fand in
zwei von der Amerikanischen Besatzungsmacht beschlagnahmten Gebäuden
in Horn und Schwachhausen statt. Ed Harriman, ein funkbesessener
Sergeant der US-Army requirierte aus amerikanischen Heeresbeständen
einen Sender und beschlagnahmte die notwendigen Gebäude. Damit begann
in deutsch-amerikanischer Zusammenarbeit - anders als in anderen
Bundesländern - etwas grundsätzlich Neues.
"Für
mich war es vor allem ein menschliches Experiment in Zusammenarbeit
mit dem deutschen Publikum. Ich kann nicht behaupten, daß es ein
leichter Job gewesen ist. Es ist schwer, sich heute die
damaligen Zeitumstände vorzustellen. Die deutsche und die
amerikanische Leitung dieser Organisation mußten sich um viele
Probleme kümmern: sie mußten dafür sorgen, daß ihre Mitarbeiter
Zuzugsgenehmigungen, Reisegenehmigungen, das Minimum an Ernährung,
Heizung, Kleidung bekamen. Die Rundfunkarbeit erforderte damals einen
Schuß Besessenheit und Hingabe. Auf den Treppen der für einen
Funkbetrieb höchst ungeeigneten Villa wurden Hörspiele inszeniert.
Im Kältewinter waren die Mitarbeiter aus dem Funkhaus nicht
herauszukriegen, schliefen nach Sendeschluss, in beschlagnahmte
Teppiche gewickelt, bis zu Morgengrauen" (W. Citron ,
Informationsdienst der amerikanischen Regierung in Deutschland)
In der Villa an
der Schwachhauser Heerstraße 363 war das "Wortstudio"
untergebracht, in dem die Nachrichten, Hörspiele und andere
Wortsendungen produziert wurden und in dem halbzerbombten Gebäude der
"St. Pauli - Restauration an der Horner Heerstraße, in dem in
einem zum Orchesterstudio umgebauten Tanzsaal und einem im gleichen
Hause eingerichteten Tanzmusikstudio die Musiksendungen produziert
wurden. In den neuen Räumen des "Funk Theaters" wurden die
Proben mit dem von Friedrich Meyer zusammengestellten Orchester statt.
Auch das Tanzorchester probte unter Leitung von Friedrich Meyer mit
den Musikern Adalbert Luczkowski, Erhard Krause, Karl Heinz Becker,
Hans Rehmstedt und den Gebrüdern Last. Die Nachrichten im Wortstudio
wurden unter anderem vom späteren "Mister Tagesschau"
Karl-Heinz Köpke gesprochen.
Am 28. April 1947 wurde in den Räumen des St.-Pauli-Restaurants in
Bremen-Horn das erste deutsche Funktheater in der Nachkriegszeit eröffnet.
Der Weser-Kurier schrieb am 2. Mai 1947: "Durch die regelmäßigen
Sendungen des neuen Funktheaters, das besonders Hörspiele und heitere
Abende bringen wird, haben die Hörer von Radio Bremen die Möglichkeit,
den Aufführungen selbst beizuwohnen".
Nachdem
die Amerikaner Radio Bremen am 5. April 1949 in die Eigenregie
der Stadt Bremen übergeben hatten, mussten die beschlagnahmten
Häuser geräumt werden.
Am 1. Juli 1950 wurde der Sendebetrieb von Radio Bremen in den neuen
Räumen an der Heinrich-Hertz-Straße aufgenommen.
Als
Sendeantenne diente zunächst ein selbststrahlender Gittermast auf einem
Grundstück an der Scharnhorststraße in Schwachhausen. Eine Amerikanische
Spende erlaubte die Planung und Verstärkung des Mittelwellensenders
auf 20kW. Die dafür notwendige ausgedehnte Antennenanlage erforderten
die Verlegung der Sendeanlagen an den Stadtrand in das Leher
Feld.
Mehr zur Geschichte Radio Bremens mit Film- und
Tonmaterial unter
http://www.radiobremen.de/ueber_uns/chronik/1945_1949.html |