Kohlmannstraße,
benannt nach Johann
Melchior Kohlmann (1795-1864), Kirchenhistoriker, von 1829-1864 Pastor
in Horn.
Geschlossene Wohnanlage mit Kleinraumwohnungen, 1956 fertiggestellt,
steht heute unter Denkmalschutz.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war durch die veränderte soziale Struktur
die Schaffung von Wohneinheiten für Alleinstehende notwendig
geworden. Zwar gab es einige wenige Beispiele für solche Baumaßnahmen
aus der Zeit der Weimarer Republik, üblicherweise wohnten allerdings
Alleinstehende, die nicht als Dienstpersonal arbeiteten, in winzigen
„Einliegerkammern" oder zur Untermiete.
Als nach der Währungsreform die Neubautätigkeit begann, wurde die
Ein-, höchstens Zweiraumwohnung für Junggesellen, kinderlose
Ehepaare und alte Leute nach amerikanischem Muster regelmäßig
Bestandteil größerer Einheiten.
Mit dem Einsetzen des Wohnungsbaus in größerem Maßstab nach 1948 in
Bremen werden von den gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaften
Kleinstwohnungen in ihre Wohnungsbauvorhaben eingefügt. Schon 1951
entstehen neue Wohnblocks ausschließlich für Ledige - zunächst nach
Geschlechtern getrennt. Durch die gesamte Dekade hindurch werden diese
Einraumwohnungen gebaut.
Die Wohnanlage Kohlmannstraße - als
Nachkriegs-Projekt zur Schaffung von Wohnraum für Alleinstehende in
der kriegszerstörten Stadt typisch für die 50er Jahre - steht
heute unter Denkmalschutz. Diese
Siedlung mit ihren Kleinstwohnungen („Junggesellenwohnungen")
entstand an der Riensberger Straße, an der Grenze Horn-Lehes zu
Schwachhausen. 1952 erwarb die gewerkschaftseigene Gewoba das Gelände,
1953 erstellte die für Stadt- und Bebauungsplanung kompetente und für
den Neuaufbau der Stadt wichtige Architektengemeinschaft Säume und
Hafemann die Pläne für fünf zweigeschossige, L-förmig typisierte
Wohngebäude mit flachgeneigten Pultdächern, Laubengängen und
Treppenhäusern (Baubeschreibung) 169 Einraumwohnungen vor allem für
berufstätige Alleinstehende wurden 1956 fertiggestellt. In kleinstem
Maßstab wurde hier nach den modernen Leitbildern der Architektur -
aufgelockertes und durchgrüntes Wohnen in Licht, Luft und Sonne - um
einen Teich herum und innerhalb von alten Baum- und Sträucherbeständen
gebaut, zudem ausgestattet mit einer ruhigen und ungestörten
Stichstraße. Das Vorhaben war orientiert an der Idee der „nachbarschaftlichen" Wohngruppen. In die Wohnanlage
hineingebaut wurden auch Wohnhaus und Büro der beiden Architekten.
Trotz schematisierter Grundrisse blieb die Fertigung handwerklich; das
Ziegelmauerwerk wurde in Weiß geschlemmt Zu jeder Wohnung gehört ein
kleiner Balkon oder ein großes, bis zum Boden reichendes Fenster. Die
langen Fronten und damit die meisten Balkone sind südlich
ausgerichtet. Alle Räume werden bis auf den letzten Quadratmeter mit
ungewöhnlichen Einzelheiten genutzt. Das Bett befindet sich in einer
Wandnische, hierüber ist ein Einbauschrank. Keller und Zentralheizung
fehlen; der knapp bemessene Wohn- und Schlafraum einschließlich
Nasszelle und Kochnische umfasst ca. 15 qm. Optisch erweitert wird der
Raum durch die breiten Fenster und durch den gemeinschaftlichen
Innenraum der Gänge und des Treppenhauses in vollständiger und großflächiger
Verglasung. Bei freier Finanzierung der Kleinstwohnungen musste äußerst
knapp kalkuliert werden, um eine mit Sozialwohnungen vergleichbare
Kostenmiete zu erreichen. Die Wohnungen waren jahrzehntelang vor allem
beliebt bei jungen Leuten mit geringeren Einkünften. Aufgrund der
mangelnden Wärmedämmung erwies sich die Elektroheizung angesichts
steigender Strompreise während der Wintermonate als Kostentreiber (Wohnidylle mit
Schattenseiten). Zusehends wurde gefragt, ob die
Wohnanlage noch bedarfsgerecht sei; so unterblieben gründliche
Pflege, Reparaturen und Sanierung und es wurde Ende der achtziger
Jahre sogar vom Abriss gesprochen (Kohlmannstraße: ist sie noch
zu retten?). Die Gewoba entschied sich Anfang der 90er Jahre für
ihren Erhalt durch eine aufwendige Sanierung. Für diese vorbildliche
Instandsetzung erhielt die Gewoba 1994 eine Anerkennung im Rahmen des
BDA-Preises Bremen. Die Wohnanlage wurde 1995 vom Landesamt für
Denkmalpflege als denkmalgeschützte Gruppe eingetragen (>DenkmalIiste,
>Denkmaldatenbank, >Gutachten).
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Bauakten
Wohnanlage
Kohlmannstraße,
Bauherr Gemeinnützige
Wohnungsbaugesellschaft Bremen GmbH.
Architektenkammer Bremen (Hg.):
Architektur in Bremen und
Bremerhaven,
Worpswede 1988
Nils Aschenbeck. 75 Jahre GEWOBA: Symbole der Stadtentwicklung, 1999
Das neue Bremen. Wohnungsbau der Gewoba. Bremen 1965
Landesamt für Denkmalpflege: Gutachten zur Wohnanlage Kohlmannstraße
Franz-Peter Mau: Flugdächer und Weserziegel. Architektur der fünfziger
Jahre in
Bremen, Worpswede 1990
Hans-Joachim Wallenhorst: Die Chronik der Gewoba 1924-1992, Bremen
1993
ders.: Räume zum Leben. 80 Jahre Gewoba 1914 bis 2004,20004
Autor: Erwin Rohr |