Elsa Brändström

1888 - 1948

Die Schwedin Elsa Brändström wurde als  Tochter des schwedischen Gesandten im Jahre 1988 in Petersburg geboren und ist dort in den Jahren vor dem ersten Weltkrieg aufgewachsen. Sie fand kein Genüge mehr darin, ihre Tage als Haustochter ohne Beruf und Inhalt zu verbringen. Sie litt unter der „Nutzlosigkeit" des Daseins und klagte eines Tages ihrer berühmten Landsmännin Selma Lagerlöf bei deren Besuch in der russischen Hauptstadt ihre innere Not.
Elsa Brändström ließ sich mit ihrer Freundin Ethel von Heidenstam als Krankenpflegerin ausbilden. Diese Freundin hat sich in den kommenden Jahren als ihre treueste Helferin erwiesen.

Die elenden Unterkünfte der Kriegsgefangenen in Sibirien wurden den jungen Schwedinnen zur Lebensaufgabe, von der in wenigen Monaten die ganze Welt erfuhr. Elsa Brändström wurde zum „Engel von Sibirien", zum „Engel der Gefangenen". Nichts konnte ihren Helferwillen brechen, nicht die Not der Kriegsgefangenen, nicht die Eis- und Schneestürme der russischen Steppen, nicht die eigene Krankheit und nicht die immer wieder vorgenommenen Verhöre und Verhaftungen, wenn man sie für eine Spionin hielt.

Das von ihr gegründete Hilfswerk fand Freunde in der ganzen Welt. „Unter Kriegsgefangenen in Russland und Sibirien 1914—1920" hieß das Buch, in dem sie später ihre Erlebnisse veröffentlicht hat. Dass sie die russische Sprache völlig beherrschte, hat ihr überall den Weg gebahnt. „Wie soll man dem, der nie wirkliche Kälte gespürt hat", so schreibt sie, „mit Worten klarmachen, was es heißt, bei 45 bis 50 Grad unter Null ohne mehr Bekleidung als einen Waffenrock und Hosen zu existieren?" Aber es ist ihre Erfahrung, „dass das körperliche Leiden, so groß es auch sein mag, mit dem seelischen nicht verglichen werden kann". In einem Krankenhaus antwortet ein Gefangener auf die Frage, warum er weine: „Ach Schwester, ich weine ja nur, weil Sie so gut zu mir sind — es war schon lange keiner gut zu mir."

Die deutschen Kriegsgefangenen nannten sie „ihre" Schwester Elsa, „die blonde Heilige".
Nachdem sie 1930 den Dresdener Hochschulprofessor Dr. Robert Ulich geheiratet und 1932 eine Tochter Brita gebar,  folgte sie ihrem Mann in die Verbannung nach Amerika. Nach dem Zusammenbruch Nazideutschlands war sie die Erste, die in Amerika ein Hilfswerk für die leidenden Völker Europas, insbesondere für die Kinder in Deutschland, aufbaute, bis eine schleichende Krebskrankheit die Sechzigjährige  aus ihrem neuen Lebenswerk herausriss.
Sie starb am 4. März 1948 in Cambridge in Massachusetts.

 
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