Auguste Papendieck
Geb.: 13.10.1873 in Bremen, gest.: 13.2.1950 in Bremen

Im November 1912 legte Auguste Papendieck vor der Gewerbekammer in Bremen als erste Frau ihre Meisterprüfung als Keramikerin ab. Ein Jahr zuvor hatte sie im Stadtteil Achterdieck ihre Werkstatt ein­gerichtet, in der sie bis zu ihrem Tod arbeitete. Bei ihrem Einzugsoll der von zwei Pferden gezogene Umzugswagen im Morast steckengeblieben und die Deichsel gebrochen sein.
Eine gründliche Ausbildung hatte Auguste Papendieck bis dahin durchlaufen. Nach einem Malstudium in München und Königsberg besuchte die Bür­gertochter 1905 als Gasthörerin das Technisch-Chemische Institut der Königlich Technischen Hochschule in Berlin und ein weiteres Jahr die Königlich Keramische Fachschule in Bunzlau. Sie absolvierte mehrere Praktika in keramischen Be­trieben und nahm 1912 an der Ausstellung "Die Frau in Haus und Beruf" in Berlin teil. Eine Vielzahl an Ausstellungen folg­te. Ihre Keramiken befinden sich heute im Besitz von Museen, z. B. in Berlin, Bremen, Düsseldorf, Den Haag, Hamburg, Kopenhagen, Leipzig und Mannheim, aber auch in Privatbesitz.
Für ihre Arbeiten verwendete sie zunächst den am Ufer der Wümme gewachsenen Ton. Später, nach dessen Abbau verwendete Sie einen schwer zu bearbeitenden Ton, der in Vegesack und Hemelingen gestochen und mit Westerwälder Ton ge­mischt wurde. In der kleinen Töpferei entstanden dann im Laufe der folgenden Jahrzehnte großartige Kunstgegenstände, die auf vielen Ausstellungen nationale und internationale Anerkennung fanden.
Ihre Werke - Vasen, Schalen und Töpfe - entstanden nach Vorbildern ostasiatischer Kunst. Die einzigartige Schönheit ihrer Arbeiten kam nach der Farbgebung und dem Brand voll zur Geltung.
Durch den ersten Brand wurde der Scherben bereits sehr dicht und wasserundurchlässig, hatte eine dunkelbraune Farbe und als Besonderheit einen metallisch hellen Klang, der für alle Keramiken Auguste Papendiecks typisch ist.
Die schlichten Gefäße, die Auguste Papendieck den Grund­formen von Gebrauchsgeschirr einfachster Art  nachempfand, drehte sie auf der Töpferscheibe, wodurch sich jedes Stück bereits in seiner Form durch Individualität auszeichnet. Die Glasuren, die die Künstlerin in langen Ver­suchsreihen entwickelte, verliehen dann der Form den endgültigen Charakter.
Oft fühlen sich diese Glasuren nicht glatt und gleichmäßig, sondern reliefartig plastisch an.
Wer wiederholt das Glück hatte, dieser freundlichen, intelligenten Künstlerin bei der Arbeit zuzuschauen, wurde von der Geschicklichkeit ihrer Hände und ihren Gesten immer wieder überwältigt. Ein besonderes Erlebnis war es, wenn Auguste Papendieck ihre hochgebrannten Kunstwerke aus dem Ofen zog. Ihre eigene Freude und Begeisterung über einen gelungenen Brand sprang augenblicklich auf den Besucher über, bei der ersten Betrachtung der raffinierten Farben und brillant glänzenden Oberflächen der Vasen und Schalen.
Im Übrigen war Auguste Papendieck eine weltoffene Frau und eine freundliche, hilfsbereite Nachbarin. Nachbarn erzählen, dass sie nachbarschaftliche Hilfeleistungen mit ihren Werken vergalt. In vielen Häusern im Achterdiek standen so ihre Werke, ohne dass die Besitzer den Wert der Kunstwerke einschätzen konnten. Sie führte ein „Haus der offenen Tür". Freunde, Künstler aus aller Welt und Nachbarn gingen bei ihr ein und aus. Hohe Preise für ihre Kunst aus aller Welt und der durch die Sparkasse in Bremen gestiftete AUGUSTE-PAPENDIECK-PREIS sind der Dank für die Schöpfungen der großen Künstlerin.

Nach ihrem Tode wurden ihre Werke unter anderem in dem ehemaligen „Theaterbunker am Wall“ (Zeitungsbericht) und im Focke-Museum ausgestellt.

Christine Holzner-Rabe in Bremer Frauen, Bremer Nachrichten 18.2.1950, Haase, Heinz-Wilhelm. Keramik von Auguste Papendieck, Sonderausstellung Focke-Museum Bremen vom 22 bis 25 11.1973, Weser Kurier 16.2.1950
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