Biebow,
Hans
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Hans Biebow (* 1902 in Bremen; † 24. April 1947 in Lódz' durch
Exekution) war Leiter der deutschen Verwaltung des Ghettos
Litzmannstadt in Lódz'.
Sohn eines im Bremer Versicherungs Direktors. Da das Unternehmen
seines Vaters durch die Inflation in Konkurs gegangen war, konnte
Biebow die Nachfolge nicht antreten. Als Diplom-Kaufmann gründete er
eine eigene Kaffeeimportgesellschaft, in der er 1939 250 Mitarbeiter
beschäftigte. Er trat 1937 in die NSDAP ein. Hans Biebow wohnte im Luisenthal
26 (Jetzt
Gemeindehaus der Kirchengemeinde Horn II).
Biebow hatte zu
Reinhard Heydrich, dem Chef des Sicherheitsdienstes,
seit Jahren beste Beziehungen. Am 1. Mai 1940 wurde er von ihm zum Leiter der „Ernährungs-
und Wirtschaftsstelle Ghetto“ ernannt und war damit oberster
Vorgesetzter der
250 Mitarbeiter des Stabs der deutschen Ghetto-Verwaltung in Lodz.
Biebow
verordnete zuerst einen „Ankauf“ der Habe der Juden zu einem
lächerlichen Preis (Gewinn November.1940 – August.1942
18.181.600.-- RM.). Danach ließ er sie unter schlechtesten Bedingung
und vollkommen unzureichender Ernährung Schwerstarbeit leisten
(monatlicher Gewinn ca. 1 Mio. Reichsmark). Hilfe für die „Arbeit“, die in diesem Lager verrichtet wurde,
bekam Biebow von dem Juden Mordechai Chaim Rumkowski. Der
Textilunternehmer, Versicherungsagent und Direktor des jüdischen
Waisenhauses „Helenowek“ in Lódz', wurde am 13. Oktober 1939 von
den deutschen Besatzern zum „Juden-Ältesten“ ernannt und mit der
Bildung eines Juden-Rates beauftragt. Nachdem er unter Zwang eine
Liste mit 50.000 Juden aus Lódz' erstellen musste, wurden Tausende
davon zwischen dem 13. November 1939 und dem 28. Dezember 1940 in das „Generalgouvernement“ deportiert. Im Ghetto versuchte er dann als
Chef der „jüdischen Selbstverwaltung“ das Ghetto für die
Deutschen „wichtig und wertvoll“ zu machen, damit keine
Veranlassung bestand, die Bewohner zu deportieren.
Das Frühjahr 1942 war geprägt von einsetzenden Todestransporten in
das Vernichtungslager Chelmno (Kulmhof), etwa 55 km von Lódź
entfernt. Anfang Januar 1942 wurden die Sinti und Roma als erste Opfer
aus Lódź in Kulmhof vergast. Zwischen dem 16. Januar und 2.
April 1942 wurden mindestens 44.000 Gettoinsassen in das
Vernichtungslager verschleppt, wobei in erster Linie Menschen
ausgesucht wurden, die keinen Arbeitsplatz im Getto hatten. Vom 4. bis
zum 15. Mai 1942 wurden 10.915 Juden ermordet. Anschließend wurden
die kleineren Gettos der Landkreise heimgesucht.
Im September 1942 wurden auch die letzten Arbeitsunfähigen - Insassen
von Krankenhäusern, Altersheimen und die Kleinkinder im Getto - getötet.
Dies war die letzte Mordaktion gegen Einwohner des Gettos bis zu
dessen Auflösung.
Am 1. April 1943 meldete Rumkowski, dass sich im Getto 85.884 Personen
befänden. Davon waren 80.784 in Arbeit, 1.100 Personen waren vorübergehend
nicht arbeitsfähig, und 4.000 Kinder befanden sich mit Erlaubnis der
Gestapo noch im Getto. Die gesamte Getto-Bevölkerung war in den
Zwangsarbeitsprozess eingegliedert worden. Die Auftragslage war zu 95%
von der Wehrmacht bestimmt. Nahezu alle textilen Ausrüstungsgegenstände
für Soldaten wurden hier fabriziert. Viele private Firmen und Textilhändler
des Deutschen Reichs (u. a. Neckermann, Karstadt, Leineweber) nahmen
an der Ausbeutung der Juden teil.
Im August 1944 wurde das Getto endgültig aufgelöst. Über 60.000
Menschen wurden nach Auschwitz deportiert; bei nur ca. 2.000 Personen
sind in Auschwitz ausgegebene Lagernummern rekonstruierbar. Im Getto
verblieb ein jüdisches „Aufräumkommando" von etwa 850
Personen, deren Liquidierung am 17. Januar von der vorrückenden Roten
Armee verhindert wurde.
Das Getto in Lódź war das am längsten existierende Getto in
Polen, da die wirtschaftliche Ausbeutung durch die deutschen
Besatzungsbehörden dort außerordentlich effektiv war.
Nach dem Krieg
tauchte Biebow unter, wurde aber von einem Ghetto-Insassen entdeckt
und nach Polen ausgeliefert. Biebow wurde in Lódz' vor Gericht gestellt und am
24. April 1947 exekutiert.
Im British Pathe Archiv befindet sich unter dem folgenden
Link ein
Filmausschnitt über die Verhandlung gegen Bibow.
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